Aktion „1000 Lichtern gegen den geplanten Bau der drei Kohlekraftwerke in Stade“

Pressemitteilung und Rede vom 31.10.2009 Der Widerstand auf schleswig-holsteinischer Seite gegen den Bau von drei Kohlekraftwerken in Stade nimmt zu. Als sichtbares Zeichen des Protestes organisierte am Samstag (31. Oktober) die Bürgerinitiative (BI) Haseldorfer Marsch eine Protestveranstaltung unter dem Motto „1000 Lichtern gegen den geplanten Bau der drei Kohlekraftwerke in Stade“.

31.10.09 –

Pressemitteilung und Rede vom 31.10.2009

Der Widerstand auf schleswig-holsteinischer Seite gegen den Bau von drei Kohlekraftwerken in Stade nimmt zu. Als sichtbares Zeichen des Protestes organisierte am Samstag (31. Oktober) die Bürgerinitiative (BI) Haseldorfer Marsch eine Protestveranstaltung unter dem Motto „1000 Lichtern gegen den geplanten Bau der drei Kohlekraftwerke in Stade“.

Auch aus Stade fuhr ein großer Reise-Bus in die Haseldorfer Marsch. In Stade hatten die BI Stade/Altes Land "Pro erneuerbare Energien - Kontra Kohlekraftwerke", die BI Bützfleth "Für eine umweltverträgliche Industrie", die Kreisgruppe Stade - Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland sowie die Grünen des Kreisverbandes Stade zur Teilnahme aufgerufen. Auf schleswig-holsteiner Seite geht der Protest durch alle Parteien und alle Kommunen unterstützen die Bürgerinitiativen. In Stade sind es nur die Grünen, die als einzige Partei die Bürgerinitiativen unterstützten.
Die Kundgebung fand direkt an der Elbe auf dem Platz Deekenhörn in Hohnehorst statt. Zum Thema sprachen Barbara Ostmeier (CDU), die Bürgermeisterin von Hetlingen, Dr. Valerie Wilms, Grünes Mitglied der Fraktion im Deutschen Bundestag sowie die Pastoren Dr. Helmut Nagel (Haseldorf) und Andreas-Michael Petersen (Haselau). “Kohlekraftwerke, wie sie jetzt in Stade geplant werden, sind unverantwortlich und auch nicht erforderlich, wie uns die Fachleute mehrfach nachgewiesen haben”, so Dr. Valerie Wilms in ihrer Ansprache. “Die immer wieder behauptete Stromlücke gibt es nicht. Es ist genug Strom da. Fast 5% des in Deutschland erzeugten Stroms gehen in den Export, trotzt der Stillstände von Atomkraftwerken.” Valerie Wilms sieht gerade die geplanten Kohlekraftwerke ohne Kraft-Wärme-Kopplung sehr problematisch. Dort werden von 1 t Kohle 540 kg und mehr als Wärme nutzlos in die Elbe geleitet. “Eine Heizung für die Elbe mit einer kleinen angeschlossenen Stromerzeugung ist eine gigantische Verschleuderung von Ressourcen. Die Erde hat Millionen von Jahre gebraucht, um diese Vorräte aufwendig zu schaffen. So sieht nachhaltiges Wirtschaften nicht aus”. Valerie Wilms, die in Wedel (Kreis Pinneberg) wohnt, betonte "Es ist wenig hanseatisch nur den eigenen Gewerbesteuervorteil anzuschauen und die Probleme dann mit dem Wind bei den Nachbarn hinter der Landesgrenze abzuladen. Gerade in der Metropolregion Hamburg muss eine wirksame Zusammenarbeit auch in den Energieplanungen stattfinden, wenn das Konzept der Metropolregion nicht ad absurdum geführt werden soll.”

Die Bürgerinitiativen hatten alle einen Informationsstand aufgebaut und informierten über ihre gemeinsamen Ziele und ergänzten sich mit zahlreichen Broschüren, Postkarten, Aufklebern und vielen anderen Materialen gegen Kohlekraft und für eine gesunde Luft und Klimaschutz.

Viele Kinder schickten gemeinsam Luftballons mit Wunschpostkarten und mit Bildern in die Luft, die nach dem Auffinden an den Stader Bürgermeister Andreas Rieckhof geschickt werden sollen. Zwischen den Reden sang der Elbkinderchor. Zum Ende der Veranstaltung gingen die knapp 1000 Menschen mit Fackeln, Kerzen im Glas, und Lampions zum Elbdeich. In der Dämmerung leuchtete eine endlos lange Lichterkette als friedlicher Protest gegen die Kohlekraftwerke in Stade auf dem Elbdeich in Hohnehorst.

 

Rede Dr. Valerie Wilms MdB

Sehr geehrter Herr Niels-Peter Rühl,

herzlichen Dank für die Einladung.

Liebe Bürgerinnen und Bürger.

Die Bürgerinitiative Haseldorfer Marsch ist die Antwort der Menschen auf die Herausforderungen durch die Energiekonzerne. Mit Ihrem sehr zahlreichen Erscheinen zeigen Sie, wie wichtig Ihnen dieses Anliegen ist.

Diese Veranstaltung steht unter dem Motto „Für saubere Luft zum Atmen“.

Es drückt die Sorge aus, dass durch die geplanten Kohlekraftwerke auf der anderen Elbseite in Stade eine weitere Verschmutzung der Luft droht.

Die Elbmarsch liegt in der Hauptwindrichtung und ist somit in besonderer Weise von den Plänen betroffen. In der Hansestadt Stade geht es bei den Verantwortlichen scheinbar nach dem wenig hanseatischem Motto, zwar die Gewerbesteuer zu kassieren aber den Dreck bei den Nachbarn abzuladen.

Immer mehr Menschen wird aber jetzt bewusst, dass ihr unmittelbares Lebensumfeld betroffen ist. Ihre Gesundheit und die ihrer Kinder wird gefährdet. Die Umwelt wird verschmutzt, Rohstoffe werden vergeudet durch einfache Verbrennung von wertvollen fossilen Rohstoffen.

Kohlekraftwerke, wie sie in Stade geplant werden, sind mit den Anforderungen an eine umweltfreundliche und nachhaltige Energieerzeugung nicht mehr vereinbar. Es gibt auch keine Notwendigkeit für neue Kohlekraftwerke.

Eine sog. Stromlücke - wie sie gerne als Begründung für den Bau neuer Kohlekraftwerke behauptet wird – ist nicht zu befürchten. Wie viele seriöse Studien nachweisen, kann der Strombedarf auch ohne diese Technologie in Zukunft gedeckt werden.

Der zusätzliche Strom wird für den Export produziert und damit die Konzerne sich als neuer Player im Energiemarkt positionieren können.

Damit wird aber der Einsatz einer umweltschädlichen Technologie des letzten Jahrhunderts für die nächsten 50 Jahre festgeschrieben.

Ein Kohlekraftwerk, wie das geplante, hat einen Wirkungsgrad von nur etwa 46%!

Von jeder Tonne Kohle werden gut 540 kg ausschließlich als ungenutzte Wärme abgeführt. Und in Stade wird dann mit Verbrennen vom fossilem Erdgas in jedem Haus wieder neu die benötigt Wärme erzeugt.

Sieht so etwa nachhaltiges Wirtschaften aus?

Hier wird also eine gigantische Anlage geplant, um in erster Linie die Elbe aufzuheizen und Dreck zu produzieren. Quasi als Abfallprodukt wird auch noch Strom erzeugt.

Ich kann dazu nur feststellen:

Das ist eine nicht verantwortbare Verschwendung von Ressourcen.

Jeder Euro kann nur einmal ausgegeben werden. Und jeder Euro, der in veraltete Technologien gesteckt wird, kann nicht in innovative und zukunftsfeste Lösungen investiert werden. Was wir – gerade in einem rohstoffarmen Land wie Deutschland – brauchen, sind intelligente Lösungen. Wir müssen mehr als bisher in erneuerbare Energien investieren.

Der Bau neuer Kohlekraftwerke ist hingegen kontraproduktiv und schädlich. Neue Technologien werden so ausgebremst oder entstehen im Ausland.

Wir alle stehen in Verantwortung für die Lebensbedingungen unsere Kinder und Enkel. Mit den Kohlekraftwerken und auch den Atomkraftwerken sind wir im Begriff ein schweres Erbe den nachfolgenden Generationen zu hinterlassen.

Mit ihrem heutigen friedlichen und öffentlich gezeigten Protest, der Lichterkette und vielen anderen Aktionen und Aktivitäten bringen sie die Forderung nach sauberer Luft zum Atmen eindrucksvoll zum Ausdruck.

Sie als engagierte Bürgerinnen und Bürger geben so den Verantwortlichen klar zu erkennen, dass sie nicht mehr bereit sind

  • die Verschmutzung der Umwelt,

 

  • die  Verschwendung von Kapital und Ressourcen und

 

  • die Verschlechterung der Lebensbedingungen von Tausenden Menschen

tatenlos hinzunehmen.

Das wirkt bei den Verantwortlichen, wie die Erfahrungen in Nordfriesland angesichts der CO2-Verklappungsversuche gezeigt haben.

Darum bleiben sie weiterhin so öffentlichkeitswirksam engagiert für den Erhalt unserer Lebensräume. Dies werde ich aus Berlin immer wieder nach Kräften unterstützen.

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