Starker Tobak

In der "Zeit" wirft Frank Drescher auch den Grünen Politik nach dem Sankt-Florians-Prinzip vor. Bei der Ablehnung der Elbvertiefung wären den Grünen ein paar Vögel und Pflanzen wichtiger als die Zukunft des gesamten Planeten. Das ist starker Tobak. Hier mein Leserbrief.

09.10.14 –

Zum Artikel „Beladen mit Ignoranz“ in "DIE ZEIT" vom 25.09.2014

Frank Driescher wirft Umweltverbänden und Grünen Politik nach dem Sankt-Florians-Prinzip vor. Mit der Ablehnung der Elbvertiefung würde der globale Klimaschutz dem Naturschutz an der Unterelbe untergeordnet, ein paar Vögel und Pflanzen seien den Grünen wichtiger als die Zukunft des gesamten Planeten. Das ist starker Tobak.

Die Rechnung ist aber nicht so simpel wie es der Autor vorgibt. Sicher, ohne Vertiefung wird eine bestimmte Anzahl der ganz großen Schiffe vom Hamburger Hafen auf andere Häfen ausweichen müssen. Verlagerungen auf niederländische oder belgische Containerhäfen werden aber gering ausfallen, denn: die Reeder haben allein aus Kostengründen weiter Interesse daran, Waren so weit wie möglich auf dem Seeweg zu transportieren – und nicht etwa auf der Straße. Auch dürfte der CO2-Ausstoß geringer ausfallen, da Rotterdam am neuen Hafenteil Maasvlakte einen verbindlichen Anteil der Weitertransporte über Schiene oder Wasserstraße vorschreibt. Immer mehr Containerlinienverkehre gehen direkt in die Ostsee, da Russland und Polen ihre Häfen ertüchtigt haben. Auch die Häfen an der Deutschen Bucht kommen weiterhin als alternative Ziele in Frage. Mit Wilhelmshaven haben wir einen leistungsfähigen Hafen, der nur darauf wartet, diese Funktion wahrzunehmen. Von dort ist ein CO2-sparendender Transport per Bahn möglich. Insgesamt ist heute nicht absehbar, wie sich die Transporte verlagern werden. Die Berechnungen und Voraussagen von Frank Driescher werden aber so nicht aufgehen, da es deutlich mehr beeinflussende Faktoren gibt.

Das Problem liegt an anderer Stelle: Die Hamburger Hafenwirtschaft hat es in den vergangenen Jahren verschlafen, über Alternativen zu einer Elbvertiefung nachzudenken. Sie hat leider nur ihre eigenen Interessen im Blick und freut sich, dass der Staat die Elbvertiefung bezahlt, von der sie profitiert. Nicht Grüne und Umweltverbände ordnen das Gemeinwohl lokalen Interessen unter, sondern die Hamburger Hafenwirtschaft.

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