Schiffsemissionen eindämmen

Fachgespräch am 27. Juni 2011 Weltweit werden mehr als 90 Prozent der Waren mit Schiffen transportiert – angetrieben von Raffinerieresten. Ein Fachgespräch der grünen Bundestagsfraktion ging am 27. Juni 2011 der Frage auf den Grund, wie die Schifffahrt umweltfreundlicher werden kann.

01.07.11 –

Fachgespräch am 27. Juni 2011

Weltweit werden mehr als 90 Prozent der Waren mit Schiffen transportiert – angetrieben von Raffinerieresten. Ein Fachgespräch der grünen Bundestagsfraktion ging am 27. Juni 2011 der Frage auf den Grund, wie die Schifffahrt umweltfreundlicher werden kann. In ihrer Einführung kritisierte Valerie Wilms vor allem die zurückhaltende Position der Bundesregierung beim Klimaschutz, die gegen eine europäische Initiative ist. "Natürlich ist eine globale Lösung über die Internationale Seeschifffahrts Organisation besser, aber ohne europäischen Druck wird gar nichts passieren. Im Prinzip muss klar sein: Wer europäische Häfen ansteuert, muss über Abgaben oder einen Emissionshandel etwas für den Klimaschutz tun," sagte sie.

Nach ihrer Einführung wurde auf zwei Podien diskutiert: Im ersten Abschnitt wurden internationale und deutsche Vorschläge zur Abgasreduktion und zur Einbeziehung des Schiffsverkehrs in den Klimaschutz debattiert. Im zweiten Teil wurden technischen Möglichkeiten debattiert.  Katharina Koppe vom Umweltbundesamt ging zunächst auf die Wirkung von Schwefeldioxid ein. Insgesamt gebe es etwa 50.000 vorzeitige Todesfälle in Europa durch Schiffsemissionen. Die Schutzgebiete in Nord- und Ostsee, in denen zukünftig mit schwefelreduziertem Treibstoff gefahren werden muss, wären ein wichtiger Weg, um eine Verbesserung zu erreichen.

Hiermit setzte sich auch der nächste Referent, Werner Reh vom BUND, auseinander. Er kritisiert u.a. die Haltung der Reeder, die sich mit allen Mitteln gegen die Einführung der neuen Grenzwerte zu Wehr setzen. Er wies vor allem darauf hin, dass sich die Schadstoffemissionen an Land immer weiter reduzieren, während der Seeverkehr immer weiter zulege – und deswegen zu weiterer Reduktion verpflichtet werden müsste.

Bill Hemming von Transport & Environment aus Brüssel gab einen Überblick über die anstehenden Entscheidungen in Brüssel und in der Internationalen Seeschifffahrts Organisation. Derzeit wird hier diskutiert, ob und wie der Schiffsverkehr in den Emissionshandel einbezogen werden kann – und ob die EU aktiv wird, wenn es zu keiner globalen Einigung kommt.

Der zweite Teil der Veranstaltung widmete sich technischen Aspekten. Ralf Sören Marquardt vom Verband Schiffbau und Meerestechnik betonte die Chancen, die sich für den deutschen Schiffbau ergeben: Der Druck zu umweltfreundlicheren Schiffen biete große Potenziale in Zukunftsmärkten. Auch im Bereich der Offshore-Windenergie besteht mit Spezialfahrzeugen ein Umsatzpotenzial bis zu 18 Milliarden Euro bis 2020. Um Schiffe umweltfreundlicher zu machen, müsste die Forschung und Entwicklung stärker unterstützt werden und international sollten verbindliche Standards durchgesetzt werden.

Thorsten Mundt vom Germanischen Lloyd ging in seinem Vortrag auf die Möglichkeiten und Herausforderungen und den aktuellen Stand der Technik ein. Inzwischen gibt es hier Lösungen, die die Schifffahrt wesentlich schadstoffärmer machen können.

In der abschließenden Diskussion betonte Valerie Wilms, dass die Schifffahrt ein unverzichtbarer Bestandteil unserer modernen Welt ist. Um so wichtiger sei es, hier nicht stehen zu bleiben, sondern die Schifffahrt durch strengere Grenzwerte, Einbeziehung in den Klimawandel sowie neue Antriebe, bessere Treibstoffe und Schiffsformen weniger klima- und gesundheitsschädlich zu machen.  „Die Möglichkeiten sind da – jetzt muss das konsequent umgesetzt werden,“ so Wilms.

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Meeresschutz | Schifffahrt