Dicke Luft über den Meeren

Auf Nachfrage bestätigt die Bundesregierung, dass auch weiterhin keine Abgasfilter an Schiffen des Bundes angebracht werden sollen - obwohl die Technik dafür bereits vorhanden und einsatzbereit ist. Emissionen aus der Seeschifffahrt dürfen weiterhin nahezu unbehandelt in die Athmosphäre gelangen.

30.07.13 –

Ergebnis der Kleinen Anfrage an die Bundesregierung ist, dass hauptsächlich zum Zeitpunkt der Ausschreibung geltende Umweltvorschriften herangezogen wurden und nicht darüber hinaus darauf geachtet wurde, die Schiffe für einen noch emissionsärmeren Betrieb auszustatten. Umrüstungen an bestehenden Schiffen, z. B. zur Ausstattung mit Partikelfiltern, fanden nicht statt.

Hier sehen wir noch Nachholbedarf, da die Technik für emissionsärmere Schiffe vorhanden ist. Es ist an der Zeit, dass die Grenzwerte entsprechend angepasst werden.

Es soll auch nur eine Neuausschreibung (das neu auszuschreibende Schiff des BSH) definitiv mit LNG-Antrieb ausgestattet werden und darüber hinaus unter Vorbehalt eine Neuanschaffung der Bundespolizei. Es ist zwar insgesamt löblich, dass Schiffe bereits mit LNG-Antrieb ausgestattet werden sollen, jedoch ist das bisher unzureichend.

Durch die Bundesregierung werde laut Antwort eine "langfristige Markteinführungsstrategie" von LNG erarbeitet, dazu passt jedoch nicht die zögerliche Haltung bei den bundeseigenen Schiffen zu LNG als Treibstoff.


"Dicke Seeluft", Artikel vom 30. Juli 2013 in der Süddeutschen Zeitung

Kleine Anfrage "Abgasemissionen von Behördenschiffen" (Bundestags-Drucksache 17/14331)


Hintergrund:

Die stärksten Belastungen gehen in der Seeschifffahrt noch immer von CO2, Schwefeloxiden (SOx), Stickoxiden (NOx) und Rußpartikeln aus. Pro Tonne beförderte Fracht stößt ein Seeschiff bis zu 50 mal mehr Schwefelabgase aus als ein LKW an Land. der Grund ist das Schweröl, das noch immer als am weitesten verbreiteter Treibstoff eingesetzt werden darf.

Die gesamten globalen Schiffsemissionen sind laut 2. IMO-GHG-Study 2009 pro Jahr: 1,05 Mrd Tonnen CO2 (3,3 Prozent globale Emissionen). Außerdem über 25 Mio. Tonnen NOx, über 15 Mio. Tonnen SOx sowie über 1,8 Mio. Tonnen Feinstaubpartikel/Ruß.

Die IMO (International Maritime Organisation - Internationale Seeschifffahrtsorganisation) ist die internationale Regelungsinstanz - doch Entscheidungen gehen hier nur sehr schleppend voran. Aktuelles Beispiel ist die Verschiebung der Stickoxidabgas-Begrenzung von 2016 auf 2021.

Alternativen zu Schweröl als Schiffstreibstoff, wie LNG (Liquefied Natural Gas - Flüssigerdgas) setzen sich nur schleppend durch, da die dafür nötige Infrastruktur vielerorts noch fehlt.

60.000 Betroffene weltweit sterben laut einer Studie der Universität Delaware (2007) durch das Einatmen von Schiffsemissionen verfrüht (20.000 Betroffene in Europa) - etwa durch Lungenkrebs, Atemwegserkrankungen (Asthma, Bronchitis).

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