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04.11.13 –
Liebe Leserin, lieber Leser,
ich habe mich in den letzten Wochen immer wieder geschämt. Denn es ist eine Schande, wie unser Land heute mit Schutzbedürftigen umgeht. In einem erbarmungslosen Krieg kommen Hunderttausende in Syrien ums Leben und Millionen sind auf der Flucht. Und was macht Deutschland? Ganze 5000 Menschen bekommen die Möglichkeit für eine Zuflucht, die sich dafür bereits vor Monaten im Libanon registrieren lassen mussten. Heute können nur noch Flüchtlinge mit Angehörigen in Deutschland kommen – wenn sich die Verwandten bereit erklären, sämtliche Kosten für sie zu übernehmen. Aber wer kann sich das schon leisten? In der Konsequenz heißt das: Die Tür bleibt zu für die Opfer des Krieges in Syrien.
Was ist nur aus uns geworden? Sind uns diese Menschen egal? Ich erinnere mich an ein ganz anderes Deutschland: Nach dem Krieg haben wir Millionen von Flüchtlingen in schwersten Zeiten aufgenommen. In Schleswig-Holstein kamen damals auf vier Einheimische drei Hinzugezogene. Oder in den siebziger Jahren, als wir den Boatpeople aus Vietnam eine Chance auf einen Neubeginn gaben. Etwa Zehntausend kamen damals und viele von ihnen gelten heute als Beispiele für gelungene Integration. Auch in den Achtzigern schienen die Zeiten anders, als immer mehr Menschen im Osten Deutschlands keine Perspektive mehr für sich sahen, alles hinter sich ließen und in den Westen flohen.
Und heute? Seit Jahren ertrinken Menschen im Mittelmeer und im Atlantik. Ihnen ist es das Risiko offensichtlich wert im Vergleich zu einem hoffnungslosen Leben. Ich finde, uns darf das nicht weiter unberührt lassen. Für Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien brauchen wir eine schnelle Lösung und wir sollten mehr von ihnen aufnehmen. Darüber hinaus sollten wir auch über Möglichkeiten für legale Einwanderung nachdenken. Ziel sollte eine europaweite Lösung sein, mit der es attraktiver ist, sich um eine legale Aufenthaltsmöglichkeit zu bemühen, statt durch die Wüste zu laufen und in ein seeuntüchtiges Boot zu steigen. Wir müssen uns endlich diesen Problemen stellen – denn so wie jetzt kann es nicht weiter gehen.
Herzlich,
Ihre Valerie Wilms
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