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28.08.13 –
Über die schleswig-holsteinische Landesliste zog Valerie Wilms vor vier Jahren in den Bundestag ein. Schnell machte sich die Ingenieurin als Verkehrsexpertin ihrer Partei einen Namen. Nun nimmt die 58-Jährige einen zweiten Anlauf - mit viel Unterstützung von der Basis.
Pinneberg vor den Toren Hamburgs - an einer viel befahrenen Hauptstraße liegt die Geschäftsstelle des Grünen Kreisverbands, hier hat auch die Bundestagsabgeordnete Valerie Wilms ihr Wahlkreisbüro. Der Verkehrslärm von der Straße ist allgegenwärtig - und ein bisschen so etwas wie ein Symbol für die politische Vision der gebürtigen Hannoveranerin Wilms. Alles rund um das Thema Verkehr - das ist ihr ganz spezielles Ding, sie stehe für ein neues Mobilitätssystem, sagt sie.
"Ich möchte das mal unter dem Begriff nachhaltige Mobilität darstellen - wo müssen wir eigentlich im Jahr 2050 landen, wie muss dort unser Mobilitätssystem aussehen, damit wir sowohl sicherstellen können, dass die Menschen von A nach B kommen, die Waren von A nach B kommen, als aber auch für unsere nachfolgenden Generationen noch ein lebenswertes Umfeld weiter bestehen bleibt."
Elektromobilität und ein darauf abgestimmter Personennahverkehr, eine neue Bahnpolitik, die verstärkt auf Gütertransport über die Schiene setzt, mehr Warentransport auf den Wasserstraßen der Republik - seit 2009 hat die promovierte Maschinenbauingenieurin sich mit diesen Themen im Bundestag einen Namen als Verkehrsexpertin gemacht - auch bei der Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Renate Künast. Die kann sich noch gut an ihren ersten gemeinsamen Auftritt mit der Abgeordneten Valerie Wilms erinnern:
"Ich traf mich mit Vorstandsleuten und Forschungsabteilung von VW in Braunschweig, da ist sie mitgekommen. Wir saßen am Tisch und diskutierten verschiedene Punkte, und da ging es um technische Lösungen - Antriebe und wann die technisch machbar sind, vom Band laufen können. Und während ich eigentlich irgendwann abgedreht hatte, weil es mir zu technisch wurde, dann kam die Ingenieursausbildung von Valerie Wilms zum Tragen, dann legte sie los."
Mit ihrer Parteikarriere hat Valerie Wilms erst 2005 losgelegt - nach der Abwahl von Rot-Grün unter Gerhard Schröder trat sie den Grünen bei, ihre ganze Einstellung gegenüber Politik habe sich damals schlagartig geändert, erzählt sie.
"Rauskommen aus dem bisher einfach nur Konsumieren von Politik hin zum selber mitmachen - also auch selber mal versuchen, die Regeln für das Zusammenleben mit beeinflussen zu können, und nicht nur immer über die Politiker 'da oben' zu schimpfen."
Über die Ratsversammlung ihrer Heimatstadt Wedel und den Pinneberger Kreistag ging es - innerhalb von nur drei Jahren - auf Platz drei der schleswig-holsteinischen Landesliste der Grünen für die Bundestagswahl 2009. Das reichte dann für einen Sitz im 17. Deutschen Bundestag. Zwei Jahre habe sie gebraucht, um sich im "Dschungel des Parlamentarismus" zurechtzufinden - als klassische Quereinsteigerin mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung stehe sie jetzt selbstbewusst für "den etwas anderen" Typ Politiker, betont Valerie Wilms.
"Politik darf kein Lehrberuf werden - und darum halte ich auch das derzeitige System für den falschen Weg. Nach dem Motto: Ich studiere mal Politologie oder Jura und dann mache ich mal ein bisschen Mitarbeiter beim Abgeordneten und dann werde ich irgendwann selber einer und dann lasse ich mich irgendwann mit der Bahre aus dem Plenarsaal raus tragen - das ist etwas, was dafür sorgt, dass die Politikverdrossenheit im Lande immer größer wird."
Auch dagegen wolle sie in der kommenden Legislaturperiode weiter ankämpfen im Bundestag. Valerie Wilms setzt dabei auf ein zeitlich limitiertes Mandat und mehr direkte Demokratie - Politiker sollten sich nicht immer so wichtig nehmen meint sie.
"Wir müssen uns darüber klar sein, dass wir nur delegiert auf Zeit sind - das sollten wir übrigens dann auch mal im Grundgesetz knallhart zeitlich begrenzen, mir schweben da so drei Wahlperioden maximal vor. So, aber dass wir dann vor allen Dingen mehr in ein System hinein laufen, wie es auch in der Schweiz ist - also sehr viel mehr direkt-demokratische Anteile."
In ihrem Wahlkreis kommt die resolute Politikerin auch mit solchen Themen und vor allem mit ihrer persönlichen Art gut bei den Menschen an - der Kreisvorsitzende der Pinneberger Grünen, Holger Nohr, schätz ihre Einsatzbereitschaft und ihre Bodenhaftung:
"Valerie Wilms ist sehr engagiert vor Ort, das heißt, sie ist im Ort selbst, im Kreis, auf jeder Versammlung, wo sie selber auch die Plakatklebeaktionen macht und organisiert, wo sie einmal im Monat samstags ein Frühstück macht - sie ist an der Basis, das macht sie für mich aus."
(Dietrich Mohaupt)
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