Elbvertiefung: nicht Ökologie und Ökonomie gegeneinander ausspielen

Abgeordnetenwort für Uetersener Nachrichten In der Schifffahrt müssen Ökologie und Ökonomie stärker zusammengebracht werden. Die Elbvertiefung ist dafür ein Beispiel. Lange stand die "Gewährleistung der Sicherheit und Leichtigkeit der Schifffahrt" im Vordergrund. Jetzt ist es an der Zeit, auch die Ökologie wieder verstärkt in das Handeln einzubeziehen.

04.08.14 –

Liebe Leserin, lieber Leser,

Warum funktioniert die Verbindung von Wirtschaft und Ökologie inzwischen in vielen Bereichen unserer Gesellschaft – aber in der Frage der Schifffahrt tun wir uns noch so schwer?

Das Projekt der aktuellen Elbvertiefung für tiefgehende Containerschiffe beschäftigt uns bereits seit Jahren. Und deren Folgen wie Versalzung der Wiesen, schwindende Brutmöglichkeiten für Seevögel und der Entzug von Sauerstoff in der Unterelbe sind mindestens ebenso lange bekannt.

Seit Jahrzehnten graben wir am Fluss, der bei einer nächsten Vertiefung etwa doppelt so tief sein soll als noch um 1900. Hamburg muss sich bewusst werden, dass es aufgrund seiner Lage im Landesinnern nicht alle Verkehre abwickeln kann. Über sinnvolle Kooperationen an der Nordseeküste könnte der Einfluss aber dennoch weiter ausgebaut werden. Doch für diesen Weg hat man sich nicht entschieden. Es sollte die ganz große Nummer werden, ohne mit anderen Hafenstandorten zu reden oder einen Plan B in der Schublade zu haben.

Die Schifffahrt hat bei ihren unternehmerischen Entscheidungen lange Zeit ökologische und gesellschaftliche Kriterien weitgehend ausgeklammert, sondern einseitig auf rein ökonomische Aspekte gesetzt. Eine dauerhaft tragfähige Lösung sieht anders aus; das ist in anderen Branchen längst angekommen. Damit ist Deutschland inzwischen auch Umwelt-Weltmeister geworden.

Und man hat gemerkt, wenn Ökologie im wirtschaftlichen Handeln nicht mitgedacht wird, steigen die gesellschaftlichen Kosten, die die Allgemeinheit zu tragen hat. Aber ich habe die Hoffnung, dass der Prozess auch in der Seeschifffahrt sowie in der Politik allgemein stärker in das tägliche Handeln einbezogen wird.

Bald verkündet das Bundesverwaltungsgericht ein Urteil zur Elbvertiefung, und es wäre gut beraten, dann auch die Umwelt ein Stück weit mehr zu berücksichtigen. Es stellt sich die Frage, ob wir die Verkehre in Zukunft intelligenter organisieren oder ob wir, wie am Beispiel der Elbvertiefung, auf Kosten unserer nachfolgenden Generationen leben.

Herzlich, Ihre Valerie Wilms

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