Header image

Wachstum, eine wohl zu dosierende Medizin

Endlich Wachsen – Zukunftsfähigkeit statt BIP messen war das Motto der Abendveranstaltung am 4.2.2013 im Hotel Goldenes Kreuz in Regensburg. Gastredner war der Rechtswissenschaftler und Soziologe Professor Dr. Meinhard Miegel. Eingeladen haben Dr. Valerie Wilms und Beate Walter-Rosenheimer im Namen der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen zusammen mit dem Bezirksverband Oberpfalz.

06.02.13 –

Pressemitteilung

Endlich Wachsen – Zukunftsfähigkeit statt BIP messen war das Motto der Abendveranstaltung am 4.2.2013 im Hotel Goldenes Kreuz in Regensburg. Gastredner war der Rechtswissenschaftler und Soziologe Professor Dr. Meinhard Miegel. Eingeladen haben Dr. Valerie Wilms und Beate Walter-Rosenheimer im Namen der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen zusammen mit dem Bezirksverband Oberpfalz.

Der Bezirksvorsitzende Stefan Schmidt hieß die Gäste herzlich willkommen, zeigte sich aber skeptisch bezüglich der Arbeit der Enquete-Kommission und fragte, was sie den Menschen Gutes täte. Die Zweifel konnten die beiden Enquete-Mitglieder Miegel und Wilms nicht beseitigen, schließlich stimmten beide dem kürzlich vorgelegten Wohlstandsindikatorensatz nicht zu und begründeten dies im Laufe der Diskussion.

Beate Walter-Rosenheimer, das bayerische Mitglied der Enquete-Kommission, moderierte die Diskussion und fragte Miegel, wann er denn begonnen hätte, sich mit dem Thema Wachstum auseinanderzusetzen. Schließlich sei die Bewahrung der Schöpfung ein ureigenes konservatives Anliegen. Doch brauchte es die Bewegung der Grünen, die die konservative Partei Deutschlands an die Grenzen des Planeten erinnert. Dabei beschäftigt sich Meinhard Miegel, Gründer und Leiter des CDU-nahen Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft Bonn e.V. bereits seit Ende der siebziger Jahre mit diesen Grenzen. Sogar Helmut Kohl hätte ihn einmal gebeten, die Entwicklung der Grünen ernst zu nehmen, verriet er in der Veranstaltung.

Wir Menschen der Industrieländer leben schon seit einigen Jahrzehnten über unsere Verhältnisse. Wir verbrauchen mehr natürliche Ressourcen und belasten die Atmosphäre mit mehr Treibhausgasen als die Erde regenerieren kann. Das geht nur auf Kosten ärmerer Nationen. Aber genau jene benötigen dringend wirtschaftliches Wachstum, uns dagegen macht mehr Wachstum weder zufriedener noch reicher. Professor Miegel verglich das Wachstum mit einer Medizin, die wohldosiert einzusetzen sei. Eine Überdosis wäre lebensbedrohlich.

Dennoch sei das Motto „born to shop“ heute immer noch das Lebensmotto vieler Menschen, so Miegel, mithalten können sei das Ziel. Er dagegen ermunterte seine Zuhörerinnen und Zuhörer, sich ihre eigenen Maßstäbe zu setzen und den Lebenssinn nicht mehr im Konsum zu suchen, sondern in sinnstiftenden Tätigkeiten oder sich zu freuen über die Dinge, die man hat und sei es ein voller Kleiderschrank. Letztlich sei es alternativlos, sich vom Wachstumsparadigma zu verabschieden. Mit diesem Bekenntnis würden Kreativitäten freigesetzt, die die Gesellschaft zufriedener machten. Er bedauerte, dass die Enquete-Kommission ein Indikatorenset vorgelegt hat, dass das Empfinden der Bevölkerung außer Acht lässt.

Valerie Wilms, die für die Grünen mit dem Wohlstandskompass kürzlich ein dem Miegelschen Wohlstandsquintett ähnliches Modell vorlegte, hält die Chance ebenfalls für vertan, dem Bruttoinlandsprodukt das nötige Gegengewicht zu geben. Es müssten vor allem die Zielkonflikte aufgedeckt werden. Wie Miegel schlägt sie vor, die Entwicklung der Einkommensverteilung und des ökologischen Fußabdrucks staatsverbindlich zu beobachten, aber auch die Bevölkerung mit einer subjektiven Befragung einzubeziehen. Ihrer Meinung nach reiche das aber nicht aus, es brauche auch politische Vorgaben. Denn was nichts kostet, hat in der heutigen Gesellschaft meist auch keinen Wert und es wird demnach nicht sparsam damit umgegangen. Das müsse sich ändern.

Hier finden Sie die Grafiken aus dem Vortrag von Professor Dr. Meinhard Miegel: Präsentation

Lesen Sie mehr zum Thema auf der Webseite: Denkwerk Zukunft - Stiftung kulturelle Erneuerung

In der Onlineausgabe der Mittelbayerischen Zeitung finden Sie einen Bericht über die Veranstaltung.

Kategorie

Wachstum