Das Unfassbare ist geschehen

Abgeordnetenwort für Uetersener Nachrichten In den letzten Tagen hat uns das kalte Grauen überrannt. Egal welche Worte wir bemühen, egal wie sehr wir eine Zäsur erkennen und die maximale Umkehr in der Atompolitik fordern – was in Japan geschehen ist, kann nicht mehr rückgängig gemacht werden.

19.03.11 –

Abgeordnetenwort für Uetersener Nachrichten

Liebe Leserin, lieber Leser,

in den letzten Tagen hat uns das kalte Grauen überrannt. Egal welche Worte wir bemühen, egal wie sehr wir eine Zäsur erkennen und die maximale Umkehr in der Atompolitik fordern – was in Japan geschehen ist, kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Für mich geht es in erster Linie um die Menschen, die jetzt betroffen sind: Arbeiter, die ihr Leben einsetzen, um eine noch größere Katastrophe zu verhindern, Menschen, die für immer ihre Heimat verlieren und Kranke, die noch Jahre unter den Folgen leiden werden. Es ist nicht die Zeit, um überheblich darauf zu verweisen, was schon seit Jahrzehnten bekannt ist. Es ist auch nicht die Zeit, um darüber zu streiten, warum die Bundesregierung unbedingt vor ein paar Monaten den Großkonflikt um Atomkraft wieder eröffnen musste. Wir dürfen jetzt nicht auf Wahlen schielen und Sie können sich sicher sein: Gäbe es irgendeine Möglichkeit, um mit einer verlorenen Wahl die Katastrophe in Japan rückgängig zu machen – ich würde mich erstmals über eine verlorene Wahl freuen.

Aber weder solche Wünsche noch der Blick zurück helfen uns jetzt weiter. In jeder Katastrophe liegt auch die Chance, aus ihr zu lernen und es in der Zukunft besser zu machen. Als Politikerin bin ich dafür zuständig, Schlüsse zu ziehen und die Zukunft so weit zu gestalten, wie dies in unseren Händen liegt. In Deutschland gibt es einen breiten Konsens für den Ausstieg aus der Atomkraft. Die Alternativen sind da. Aber welche Energien wir in welchem Umfang ausbauen und welche Vor- und Nachteile dies jeweils hat, darüber gibt es sehr unterschiedliche Ansichten. Jetzt ist die Zeit, um unideologisch alle Möglichkeiten zu prüfen. Wir Grünen sind dazu bereit. Seit unserer Gründung beschäftigen wir uns intensiv mit Energiepolitik. Viele Expertinnen und Experten machen sich schon sehr lange Gedanken über eine Energieversorgung, die sowohl für die Menschen, als auch für die Umwelt und die Wirtschaft verträglich ist. Bürgerinnen und Bürger, Politik und Wirtschaft werden jetzt darüber debattieren müssen – alle werden dabei lernen, aber auch Abstriche machen müssen. Denn wir wollen auch in Zukunft in einem lebenswerten und modernen Land leben können – ohne die tägliche Gefahr aus Atommeilern.

In tiefer Betroffenheit,

Ihre Valerie Wilms

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Atomkraftwerke | Beiträge | Wahlkreis