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05.06.10 –
Abgeordnetenwort für Uetersener Nachrichten
„Wir lernen aus dieser Krise“ – welchem Pressesprecher, welcher PR-Agentur fällt nicht zuerst dieser Satz ein, wenn die Hütte schon lichterloh brennt. Dieser Satz soll beruhigen: Den eigenen Laden und natürlich auch diejenigen, die – oft unverschuldet – zum Opfer der Krise geworden sind.
Wieder einmal gibt sich ein großer Ölkonzern reumütig und verspricht, alle Opfer zu entschädigen – und diesmal wirklich aus dem Desaster zu lernen. Letztendlich hofft man wohl darauf, dass (wenn das Loch endlich dicht ist) mit der Zeit auch die Ölklumpen im Golf von Mexiko vergessen sein werden. Denn kann ein Konzern, dessen Geschäft die Katastrophe mit einkalkuliert, wirklich aus so einer Krise lernen?
Bisher wurde fast eine Milliarde Euro für die Bekämpfung der Ölpest bezahlt – das ist gerade einmal ein Siebzehntel des letzten Jahresgewinns. Das Leck im Meer greift deswegen die finanziellen Grundlagen nicht an. Das wirkliche Desaster für BP ist daher nicht die sprudelnde Ölquelle selbst, sondern die laufenden Bilder davon, die per Webcam auf der ganzen Welt gesehen werden. Jeder kann sehen, wie blind und hilflos ein milliardenschwerer Konzern agiert.
Was also kann von der Ölindustrie erwartet werden? Nicht sie selbst wird lernen, weil sie es will, sondern nur, wenn die Geschäftsgrundlage angegriffen wird: Verbraucherinnen und Verbraucher müssen nun das einfordern, was bisher vor allem in hochglänzenden Kampagnen propagiert wurde – die nachhaltige Energieversorgung. Nach Tschernobyl und Three Mile Island hieß es „Weg vom Atom“, jetzt – mit der Katastrophe im Golf von Mexiko – brauchen wir eine breite Bürgerbewegung, die ebenso sagt: „Weg vom Öl“.
Denn selbst wenn die jetzigen Ölschwaden weit weg erscheinen: Auch die Nordsee ist ein Gebiet, in dem mit immer riskanteren Methoden gefördert wird. Alles, was derzeit in Amerika passiert, ist ebenso an der schleswig-holsteinischen Küste möglich. Nur ein wirklicher Bewusstseinswandel wird helfen, aus der jetzigen Krise zu lernen – alles andere bleibt Rhetorik.
Herzlichst, Ihre Valerie Wilms
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