Koalition enttäuscht beim Meeresschutz

In einem hektischen Antrag zum Schutz des Wattenmeeres vergisst die Koalition die wichtigsten Aspekte – und befürchtet stattdessen „Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten Deutschlands.“

04.03.10 –

In einem hektischen Antrag zum Schutz des Wattenmeeres vergisst die Koalition die wichtigsten Aspekte – und befürchtet stattdessen „Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten Deutschlands."

Die Koalitionäre liegen jetzt auch bei Konsens-Themen daneben: In einem Antrag wird der Schutz des Wattenmeeres begrüßt und gelobt – wichtige Aspekte wie die zunehmende Vermüllung der Nordsee, die Deichsicherheit oder die Herausforderungen des Klimaschutzes fehlen jedoch.

„Selbst grundsätzlich gute und wichtige Anliegen wie der Schutz des UNESCO-Welterbes Wattenmeer – denen wir eigentlich zustimmen würden – gehen in dem chaotischen Arbeiten von Union und FDP unter“ kritisiert Valerie Wilms, Sprecherin für Maritime Politik.Gern hätte die grüne Fraktion an einem übergreifenden Antrag mitgearbeitet. „Den Regierungsparteien war es aber wichtiger, jetzt einen schnellen Beschluss zu einem halbfertigen Papier zu bekommen, statt substantiell etwas zu verändern“, so Wilms weiter. Das Papier sei schnell durchgepeitscht worden und enthalte nun auch problematische Details: So stellt sich der Naturschutzbund (NABU) gegen den Antrag, weil die Ausweitung des Schutzstatus Particular Sensitive Sea Area (PSSA) abgelehnt wird und die Koalition hierdurch „Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten Deutschlands“ befürchtet. Auch Valerie Wilms findet diesen Punkt bedenklich.

„Der Schutz des Wattenmeeres hört nicht an der Grenze des Nationalparks auf: Wenn wir diese Einzigartigkeit für die kommenden Generationen erhalten wollen, müssen wir europaweit und global auf Lösungen drängen“, fordert Wilms. Dazu gehöre die Problematik Klimawandel, mit Auswirkungen auf die Deichsicherheit, wie auch der Müll im Meer. Der werde zunehmend auf offener See illegal verklappt und lande schließlich im Schlick des Watts. „Hierzu fordere ich die Koalition dringend auf, endlich Lösungsvorschläge zu machen“ so die Bundestagsabgeordnete aus Schleswig-Holstein und fügt hinzu: „Auch den Passus zum PSSA sollte die Koalition überdenken.“

Zunehmend leidet das sensible Ökosystem im Wattenmeer unter den Belastungen durch Plastikabfälle und Geisternetze: Vögel und Meerestiere fressen kleine Kunststoffteile und verenden daran, Robben und Schweinswale verfangen sich in verlorenen Fischernetzen und haben kaum eine Überlebenschance. Hinzu kommen die Zerstörungen des Meeresbodens durch die Krabbenfischerei mit Grundschleppnetzen. Die Ausweitung des PSSA würde ein positives Zeichen für den sicheren Schiffsverkehr im Wattenmeer setzen und Schiffsführer zukünftig darauf aufmerksam machen, dass sie durch sensibles Gebiet fahren.

Kategorie

Maritimes | Meeresschutz