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Lärm nervt

Abgeordnetenwort für Uetersener Nachrichten Fast zehn Millionen Menschen leiden in Deutschland unter Verkehrslärm. Sie haben keine Perspektive, wie sich das ändern könnte. Als Gesellschaft müssen wir überlegen, ob wir weiter Krach machen oder mehr Mittel für den Lärmschutz aufbringen wollen.

01.12.12 –

Abgeordnetenwort für Uetersener Nachrichten

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

fast zehn Millionen Menschen leiden in Deutschland unter Verkehrslärm. Sie werden um Schlaf und Gesundheit gebracht und haben keine Perspektive, wie sich das ändern könnte. Jährlich entstehen Lärmkosten in Höhe von 9,7 Milliarden Euro. Neben der Luftverschmutzung ist Verkehrslärm zum zweitgrößten Verursacher von Gesundheitsrisiken geworden. Wer heute an einer lauten Straße oder Schienenstrecke wohnt, hat einfach Pech gehabt, denn es gibt keinen Anspruch auf Schutz vor lauten Zügen oder LKWs. Die Betroffenen werden allein gelassen. Sie bauen auf eigene Kosten Schallschutzfenster ein oder suchen sich einen neuen Wohnort, um endlich ihre verdiente Ruhe zu haben.

Als Gesellschaft müssen wir uns deswegen die Frage stellen, ob wir als Gemeinschaft weiter Krach machen wollen, unter dem zehn Millionen Menschen leiden. Kern des Problems ist wie so oft das Geld. Natürlich entstehen Kosten, wenn Güterzüge auf leisere Bremsen umgerüstet werden oder lärmarmer Asphalt verlegt werden soll. Schätzungen gehen von mindestens acht Milliarden Euro aus, die investiert werden müssten, um den Verkehrslärm unter ein unbedenkliches Niveau zu senken. Das ist weniger, als jährlich an Kosten entsteht. Eigentlich müsste der Fall damit klar sein: Investieren wir einmalig acht Milliarden, sparen wir jährlich zehn.

Mit den heutigen Mitteln des Bundes würde die Sanierung an Schienenstrecken dreißig Jahre dauern, an Straßen sogar über hundert Jahre. Das ist völlig inakzeptabel. Wir müssen uns also überlegen, was wir tun wollen. Wollen wir dauerhaft die Kosten für lärmbedingte Krankheiten wie Herzinfarkte oder Herz-Kreislauferkrankungen tragen und sinkende Grundstückswerte an lärmbelasteten Orten hinnehmen? Oder wollen wir eine gemeinsame Anstrengung unternehmen und mehr Mittel für den Lärmschutz aufbringen? Jeder selbst kann sich fragen, ob er oder sie bereit wäre, zum Beispiel einen zusätzlichen Cent pro Liter Benzin oder Diesel auszugeben. Denn mit einem solchen „Lärmcent“ könnte innerhalb von fünfzehn Jahren umfassend saniert werden. Lassen Sie uns diese Debatte führen – und dafür sorgen, dass wir alle mehr Ruhe haben.

Herzlichst, Ihre Valerie Wilms

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