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Nachhaltiges Europa

Rede im Bundestag am 12. Mai 2011 Europa hat eine Nachhaltigkeitsstrategie. De facto. Mit der Umsetzung der Ziele hapert es. Zudem entwickeln sich viele Mitgliedsstaaten noch nicht nachhaltig, andere werden wirtschaftlich erst noch aufholen. Dabei würde uns das ein ordentliches Stück Lebensqualität bringen: fair produzierte und gehandelte Güter, deren Energie- und Ressourcenverbrauch nicht mehr zu Lasten künftiger Generationen geht. Im vergangenen Jahr (2010) lag der Earth-Overshoot-Day beim 21. August. Das bedeutet: wir haben an diesem Tag die Menge an Ressourcen verbraucht, die uns für das gesamte Jahr 2010 zustanden. Danach verbrauchten wir die Ressourcen künftiger Generationen. Das geht uns alle an. Deshalb müssen wir weiter daran arbeiten, die Nachhaltigkeitsziele in die Praxis umzusetzen.

12.05.11 –

Rede im Bundestag am 12. Mai 2011

Europa hat eine Nachhaltigkeitsstrategie. De facto. Mit der Umsetzung der Ziele hapert es. Zudem entwickeln sich viele Mitgliedsstaaten noch nicht nachhaltig, andere werden wirtschaftlich erst noch aufholen. Dabei würde uns das ein ordentliches Stück Lebensqualität bringen: fair produzierte und gehandelte Güter, deren Energie- und Ressourcenverbrauch nicht mehr zu Lasten künftiger Generationen geht. Im vergangenen Jahr (2010) lag der Earth-Overshoot-Day beim 21. August. Das bedeutet: wir haben an diesem Tag die Menge an Ressourcen verbraucht, die uns für das gesamte Jahr 2010 zustanden. Danach verbrauchten wir die Ressourcen künftiger Generationen. Das geht uns alle an. Deshalb müssen wir weiter daran arbeiten, die Nachhaltigkeitsziele in die Praxis umzusetzen.

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Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren!

Nach dem kurzen Ausflug in die Autoklimaanlagenwelt möchte ich auf das zurückkommen, was wir im Parlamentarischen Beirat für nachhaltige
Entwicklung machen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der CDU/CSU)

Nach knapp vier Monaten steht wieder eine Unterrichtung durch den Parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung auf der Tagesordnung dieses Hohen Hauses. Vielleicht fragen Sie sich, warum wir nicht mehr Papiere auf den Tisch legen. Das kann ich Ihnen gerne erklären, gerade auch den Zuschauerinnen und Zuschauern auf der Tribüne: Es dauert mehrere Monate, bis wir im Beirat ein Papier zustande bringen; denn wir arbeiten
anders als in den Ausschüssen, nämlich interfraktionell. Für das, was wir hier auf den Tisch legen, wollen wir die Zustimmung aller fünf Fraktionen dieses Hohen Hauses erreichen. Deshalb handelt es sich um eine ganz besondere Debatte. Wir einigen uns auf einen gemeinsamen Nenner, den wir im Hause über lange Zeit beibehalten können, hinter dem wir alle stehen können – und dies heute zu einem Papier quer durch alle Themenfelder, nämlich zur Europäischen Nachhaltigkeitsstrategie. Das ist unsere Arbeitsweise im Parlamentarischen Beirat.

Europakritiker und Europaskeptiker haben in den vergangenen zwei bis drei Jahren nicht wenige Argumente an die Hand bekommen. Finanzmarktkrisen und Rettungsschirme
bestätigen Skeptiker und Kritiker. Laut Eurobarometer glaubten Ende 2010 nicht einmal die
Hälfte der EU-Bürger, dass die Krise überwunden sei. In Deutschland waren es sogar etwas mehr als die Hälfte. Diese Skepsis ist nicht verwunderlich, wenn man sich den Bericht des europäischen Statistikamtes zur Europäischen Nachhaltigkeitsstrategie anschaut.

Die Tagung des Beirats, die Ende März in Brüssel zusammen mit den Kollegen aus der EU stattgefunden hat, zeigte auch, dass dort bislang insgesamt nur ein geringes Interesse am Thema Nachhaltigkeit vorhanden ist. Ein nachhaltiger Staatshaushalt ist schließlich kein Thema, mit dem man Stimmen gewinnen kann; im Gegenteil: Sparprogramme werden in Europa sogar bestreikt. Bei der Nachhaltigkeit geht es aber um weit mehr. Es geht um die Zukunftsfähigkeit jedes einzelnen Staates und von Europa als Ganzes,

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

und zwar nicht nur im Bereich Finanzen, sondern auch in den Bereichen Ökologie und sozialer Zusammenhalt.

Lassen Sie mich das am Beispiel Verkehr darstellen. 2008 hatte der Verkehr mit knapp einem Drittel den größten Anteil am Endenergieverbrauch in Europa. Hier
steckt also ein riesiges Potenzial für Energieeinsparung. Das ist aber auch eine enorme Herausforderung. Das Güterverkehrsvolumen stieg seit 2000 um ein Viertel an.
Laut Prognosen wird es noch weiter steigen. Wie kommen wir aus dieser Falle heraus? Das Zauberwort für nachhaltigen Verkehr heißt: Kostenwahrheit. Jedes Verkehrsmittel muss für sämtliche Umweltbeeinträchtigungen aufkommen. Nur dann haben auch umweltfreundliche
Verkehrsmittel eine reelle Chance.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

All diese Herausforderungen haben eines gemeinsam: Wir brauchen einen Systemwechsel, einen neuen Denkansatz. Derzeit wird überwiegend der Produktionsfaktor Arbeit besteuert, der Produktionsfaktor Boden bzw. Natur dagegen kaum. Scheinbar waren Ressourcen immer
in unendlicher Menge vorhanden. Diese Annahme ist falsch. Unsere Erde ist nicht reproduzierbar, bislang jedenfalls. Lassen wir unseren Nachkommen auch noch etwas davon übrig.

Die Nachhaltigkeitsziele in Europa müssen Priorität erhalten und über allen anderen bereichsübergreifenden Zielen stehen, auch über der Wachstumsstrategie Europa 2020. Vor allen Dingen muss sich Europa endlich die Mühe machen, diese Ziele politisch zu debattieren und festzulegen und das Ganze nicht nur über das Statistikamt abwickeln zu lassen.

Herzlichen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)

Kategorie

Nachhaltigkeit | Rede