
07.05.10 –
Rede im Bundestag am 07. Mai 2010
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Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Der letzte Tagesordnungspunkt ist genauso wichtig wie alles andere,  was wir – gerade
heute Morgen – behandelt haben. Alle hier kennen die  Schlagzeilen, die uns in diesen Tagen vom Golf von Mexiko erreichen.  Die ganz dramatischen Bilder fehlen zwar bisher – das Öl erreicht erst  jetzt allmählich das Land –, aber wir können sicher sein, dass das  Unsichtbare
im Meer, das schon vorhanden ist, eine Katastrophe ist.  Die Chemikalien, die mittlerweile zur vorbeugenden Ölbekämpfung  eingesetzt werden, wirken sich äußerst schlimm auf die Meeresfauna und  den Meeresboden aus. In Spiegel Online ist dargestellt, dass die Stoffe,  die dort angewendet werden, in England schon seit zehn Jahren verboten  sind. Das alles ist erschütternd, und jeder kann die Verzweiflung der  Menschen in Mississippi und Louisiana nachvollziehen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)
Diese Ölkatastrophe hat zwar eine neue Dimension, aber sie ist nicht einfach so als Unglück über uns gekommen. Die Millionen Liter Öl, die jetzt Meer und Küsten verseuchen, sind durch menschliches Handeln – nicht einfach wegen unglücklicher Umstände – freigesetzt worden; Ölförderung in diesen Tiefen – das sind immerhin 1 500 Meter – ist eine Hochrisikotechnologie, und wir Menschen gehen diese Risiko bewusst ein. Der hohe Ölpreis macht immer gefährlichere Fördermethoden lukrativ. Öl sprudelt immer seltener einfach so aus der Erde, wie es in den Anfangszeiten der Fall war. Wir müssen immer größeren Aufwand betreiben, um an den Stoff zu kommen, aus dem nach wie vor viele Träume sind. Allerdings werden diese Träume immer öfter zu Albträumen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)
Wir müssen zusehen, dass wir endlich aufwachen. Das ist unsere  Aufgabe.
Mit vielen Plattformen stoßen wir heute in Tiefen vor, die  von uns nicht mehr beherrscht werden können. Die Katastrophe in Amerika  zeigt uns mit aller Härte, was wir mit fossilen Energien in der  Endkonsequenz anrichten: Wir ruinieren unseren Planeten,
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)
vor allem durch Treibhausgase, die bei der Verbrennung entstehen, aber auch durch immer riskantere Fördermethoden. Je länger wir die Illusion einer ewig auf Erdöl basierenden Wirtschaft aufrechterhalten, desto mehr werden wir auf diese Hochrisikotechnologien angewiesen sein und desto mehr wird das Risiko massiver Umweltschäden steigen.
Wir dürfen uns nichts mehr vormachen: Auch wenn uns die jetzige  Katastrophe neu erscheint, so ist sie die klare Konsequenz einer  Wirtschaft und einer Politik, die einfach nichts ändern wollen. Alles  soll schön so bleiben, wie es ist. Aber genau das ist falsch. Selbst die  Internationale Energieagentur erkennt das in ihren aktuellen  Stellungnahmen inzwischen an.
Es hilft auch nichts, dass die jetzt  gesunkene Plattform weit weg von uns ist. Denn auch vor unserer eigenen  Haustür, mitten im UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer, auf der Station  Mittelplate – das ist vor Dithmarschen, in meinem Heimatland  Schleswig-Holstein –, wird Öl gefördert, und in der gesamten Nordsee  gibt es über 400 Plattformen.
(Ulrich Petzold [CDU/CSU]: Das ist aber ein kleiner Unterschied!)
Wenn ich darauf verweise, höre ich gleich wieder die alten Lieder –  Sie haben ja gerade schon damit angefangen –: Das kann man überhaupt  nicht vergleichen, die Tiefe ist viel geringer, der Wasserdruck ist  nicht so hoch. Ja, das mag technisch stimmen – unbenommen. Dennoch: Jahr  für Jahr werden schon bei diesem ganz normalen Förderbetrieb 10 000  Tonnen Öl in die Nordsee eingeleitet, und niemand weiß, ob nicht doch  eine vergleichbare
Katastrophe möglich ist. Auch in Deutschland und  Europa sind viele bereit, immer höhere Risiken einzugehen, um an Öl und  Gas zu kommen. Deswegen müssen wir heute handeln, solange unsere  einzigartige Küsten- und Meereswelt noch existiert.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)
Es kann nur einen Weg geben, um nicht mehr von diesen Hochrisikotechnologien abhängig zu sein: Wir dürfen nicht länger wie ein Junkie an der Nadel hängen und nach Öl lechzen. Nein, wir müssen endlich konsequent auf erneuerbare Energien setzen, und zwar in allen Bereichen. In diesem Sinne sollten wir in diesem Haus zukünftig handeln. Vielen Dank.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)
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