Header image

Rede im Plenum: Ölkatastrophen vermeiden – Raubbau an Mensch und Natur ausschließen

Rede im Bundestag am 07. Mai 2010 Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der letzte Tagesordnungspunkt ist genauso wichtig wie alles andere, was wir – geradeheute Morgen – behandelt haben. Alle hier kennen die Schlagzeilen, die uns in diesen Tagen vom Golf von Mexiko erreichen. Die ganz dramatischen Bilder fehlen zwar bisher – das Öl erreicht erst jetzt allmählich das Land –, aber wir können sicher sein, dass das Unsichtbareim Meer, das schon vorhanden ist, eine Katastrophe ist. Die Chemikalien, die mittlerweile zur vorbeugenden Ölbekämpfung eingesetzt werden, wirken sich äußerst schlimm auf die Meeresfauna und den Meeresboden aus

07.05.10 –

Rede im Bundestag am 07. Mai 2010

<object height="255" width="400" style="width: 400px; height: 255px;" data="http://webtv.bundestag.de/iptv/swf/xflv/showIt3.swf" type="application/x-shockwave-flash" id="showIt"> <param name="data" value="http://webtv.bundestag.de/iptv/swf/xflv/showIt3.swf"> <param name="swliveconnect" value="true"> <param name="quality" value="high"> <param name="wmode" value="opaque"> <param name="flashvars" value="plugin_version=9.0.115&amp;bandwidth=514&amp;xasxTemplate=xasx_od.xml&amp;autoPlay=false&amp;skin=od_embed_ext&amp;application=144277506&amp;playerLink=http://webtv.bundestag.de/iptv/player/macros/_x_s-144277506/od_player.html&amp;baseUrl=http://iptv.cdn.tv1.de/iptv/player/macros&amp;params=?r=r$contentId=607534$singleton=true$forcedWidth=400$forcedHeight=225$keepVideoAspectRatio=true&amp;language=de"> <param name="src" value="http://webtv.bundestag.de/iptv/swf/xflv/showIt3.swf"> </object>

(Sollte Ihr Browser den Flash-Player nicht unterstützen, können Sie hier das Video mit Quicktime sehen oder im mp4-Format herunterladen)

 

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Der letzte Tagesordnungspunkt ist genauso wichtig wie alles andere, was wir – gerade
heute Morgen – behandelt haben. Alle hier kennen die Schlagzeilen, die uns in diesen Tagen vom Golf von Mexiko erreichen. Die ganz dramatischen Bilder fehlen zwar bisher – das Öl erreicht erst jetzt allmählich das Land –, aber wir können sicher sein, dass das Unsichtbare
im Meer, das schon vorhanden ist, eine Katastrophe ist. Die Chemikalien, die mittlerweile zur vorbeugenden Ölbekämpfung eingesetzt werden, wirken sich äußerst schlimm auf die Meeresfauna und den Meeresboden aus. In Spiegel Online ist dargestellt, dass die Stoffe, die dort angewendet werden, in England schon seit zehn Jahren verboten sind. Das alles ist erschütternd, und jeder kann die Verzweiflung der Menschen in Mississippi und Louisiana nachvollziehen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Diese Ölkatastrophe hat zwar eine neue Dimension, aber sie ist nicht einfach so als Unglück über uns gekommen. Die Millionen Liter Öl, die jetzt Meer und Küsten verseuchen, sind durch menschliches Handeln – nicht einfach wegen unglücklicher Umstände – freigesetzt worden; Ölförderung in diesen Tiefen – das sind immerhin 1 500 Meter – ist eine Hochrisikotechnologie, und wir Menschen gehen diese Risiko bewusst ein. Der hohe Ölpreis macht immer gefährlichere Fördermethoden lukrativ. Öl sprudelt immer seltener einfach so aus der Erde, wie es in den Anfangszeiten der Fall war. Wir müssen immer größeren Aufwand betreiben, um an den Stoff zu kommen, aus dem nach wie vor viele Träume sind. Allerdings werden diese Träume immer öfter zu Albträumen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Wir müssen zusehen, dass wir endlich aufwachen. Das ist unsere Aufgabe.
Mit vielen Plattformen stoßen wir heute in Tiefen vor, die von uns nicht mehr beherrscht werden können. Die Katastrophe in Amerika zeigt uns mit aller Härte, was wir mit fossilen Energien in der Endkonsequenz anrichten: Wir ruinieren unseren Planeten,

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

vor allem durch Treibhausgase, die bei der Verbrennung entstehen, aber auch durch immer riskantere Fördermethoden. Je länger wir die Illusion einer ewig auf Erdöl basierenden Wirtschaft aufrechterhalten, desto mehr werden wir auf diese Hochrisikotechnologien angewiesen sein und desto mehr wird das Risiko massiver Umweltschäden steigen.

Wir dürfen uns nichts mehr vormachen: Auch wenn uns die jetzige Katastrophe neu erscheint, so ist sie die klare Konsequenz einer Wirtschaft und einer Politik, die einfach nichts ändern wollen. Alles soll schön so bleiben, wie es ist. Aber genau das ist falsch. Selbst die Internationale Energieagentur erkennt das in ihren aktuellen Stellungnahmen inzwischen an.
Es hilft auch nichts, dass die jetzt gesunkene Plattform weit weg von uns ist. Denn auch vor unserer eigenen Haustür, mitten im UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer, auf der Station Mittelplate – das ist vor Dithmarschen, in meinem Heimatland Schleswig-Holstein –, wird Öl gefördert, und in der gesamten Nordsee gibt es über 400 Plattformen.

(Ulrich Petzold [CDU/CSU]: Das ist aber ein kleiner Unterschied!)

Wenn ich darauf verweise, höre ich gleich wieder die alten Lieder – Sie haben ja gerade schon damit angefangen –: Das kann man überhaupt nicht vergleichen, die Tiefe ist viel geringer, der Wasserdruck ist nicht so hoch. Ja, das mag technisch stimmen – unbenommen. Dennoch: Jahr für Jahr werden schon bei diesem ganz normalen Förderbetrieb 10 000 Tonnen Öl in die Nordsee eingeleitet, und niemand weiß, ob nicht doch eine vergleichbare
Katastrophe möglich ist. Auch in Deutschland und Europa sind viele bereit, immer höhere Risiken einzugehen, um an Öl und Gas zu kommen. Deswegen müssen wir heute handeln, solange unsere einzigartige Küsten- und Meereswelt noch existiert.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Es kann nur einen Weg geben, um nicht mehr von diesen Hochrisikotechnologien abhängig zu sein: Wir dürfen nicht länger wie ein Junkie an der Nadel hängen und nach Öl lechzen. Nein, wir müssen endlich konsequent auf erneuerbare Energien setzen, und zwar in allen Bereichen. In diesem Sinne sollten wir in diesem Haus zukünftig handeln. Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Kategorie

Meeresschutz | Rede