Geht’s uns gut?

Abgeordnetenwort für Uetersener Nachrichten Zwei Jahre hat im Bundestag eine Kommission über Wachstum und Wohlstand diskutiert. Eine Kernfrage war: Wie können wir messen, ob das Leben in unserem Land besser geworden ist?

23.02.13 –

Abgeordnetenwort für Uetersener Nachrichten

Liebe Leserin, lieber Leser,

zwei Jahre hat im Bundestag eine Kommission über Wachstum und Wohlstand diskutiert. Eine Kernfrage war: Wie können wir messen, ob das Leben in unserem Land besser geworden ist? Heute messen wir mit dem Bruttoinlandsprodukt, kurz „BIP“ genannt, unseren gesellschaftlichen Wohlstand. Das BIP ist bekannt, sagt aber relativ wenig aus. Es misst, ob die Wirtschaft gewachsen ist, sagt aber nichts darüber aus, ob sich unsere Lebensqualität verbessert hat. Eine Alternative zum BIP muss einfach und verständlich sein. Nach langen Sitzungen hat die Mehrheit der Kommission jetzt den sogenannten Wohlstandsindikatorensatz durchgeboxt. Der ist aber weder einfach noch verständlich, sondern besteht aus einem Sammelsurium von insgesamt zehn Leit-Indikatoren mit mehreren Warn- und Hinweislampen, die ich hier gar nicht erst alle aufzählen kann, weil der Platz dafür nicht reicht.

Wie aber könnte eine Alternative für nachhaltiges Wirtschaften aussehen? Wir Grüne haben in der Kommission mit einem Sondervotum als Alternative den Wohlstandskompass vorgeschlagen. Neben dem Bruttoinlandsprodukt, enthält der Wohlstandskompass einen ökologischen Fußabdruck, die Einkommensverteilung und die Lebenszufriedenheit. Auf einen Blick kann man hier sehen, ob das Wachstum zu Lasten der Umwelt oder der Gerechtigkeit geht.

In Deutschland verbrauchen wir heute mehr als doppelt so viele Ressourcen wie wir regenerieren können. Das obere Fünftel verdient viereinhalb mal soviel wie das untere Fünftel. Dumpinglöhne in Deutschland und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen in Fernost und Afrika ermöglichen uns billigen Konsum. Wir leben damit auf Kosten ärmerer Menschen.

Mit dem neuen Wohlstandskompass können wir das auf einen Blick erkennen. Mehr braucht es nicht. Denn mit der Agenda-21-Nachhaltigkeitsstrategie haben wir seit über zehn Jahren gute Leitplanken für nachhaltiges Wirtschaften. Wichtig ist, sie auch einzuhalten. Ein Sammelsurium wie der Wohlstandsindikatorensatz hilft hier aber nicht weiter. Er vernebelt mehr, als er aussagt.

Herzlich,

Ihre Valerie Wilms

Kategorie

Nachhaltigkeit