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Hilfe ist in unserem Interesse

Abgeordnetenwort für Uetersener Nachrichten 28.000 Flüchtlinge sollen inzwischen im Mittelmeer ertrunkenen sein. Jeden Tag, den wir länger zusehen, machen wir uns mehr schuldig. Da wir nur sehr langfristig auf bessere Lebensumstände in den Herkunftsländern hoffen können, brauchen wir legale Möglichkeiten der Zuwanderung.

07.05.15 –

Abgeordnetenwort für Uetersener Nachrichten

Liebe Leserin, lieber Leser,

stellen sie sich vor, ein Kreuzfahrtschiff mit 800 Passagieren an Bord gerät im Mittelmeer in Seenot. Verzweifelt rufen Schiffbrüchige mit ihren Mobiltelefonen die italienische Küstenwache an. Als sie endlich jemanden erreichen, wird ihnen am Telefon erklärt, dass die Malteser zuständig sind. Gerne könnte man die Durchwahl haben. Ein Handelsschiff kommt schließlich zu Hilfe, kann aber nur noch wenige Dutzend Menschen retten. Es ist absehbar, was nun geschehen würde: Ein Aufschrei auf dem ganzen Kontinent, tagelange Sondersendungen, Anklagen wegen unterlassener Hilfeleistung und Politiker, die in Scharen zum Unglücksort eilen und den Angehörigen Unterstützung zusichern. Das klingt wie ein echtes Horrorszenario, von dem wir uns alle wünschen, dass es niemals geschieht.

Leider ist es aber bereits passiert. Nur dass es kein Kreuzfahrtschiff war, sondern ein seeuntauglicher Schrottkahn mit Flüchtlingen. Seit Jahren geschehen diese Katastrophen. Es gibt Schätzungen, dass seit dem Jahr 2000 28.000 Flüchtlinge ertrunken sein sollen. Das Mittelmeer ist zum Massengrab geworden. Es ist ein unfassbares Drama, das sich da vor unserer Haustür abspielt. Jeden Tag, den wir länger zusehen, machen wir uns mehr schuldig.

Es gibt kurzfristige Möglichkeiten, um Menschen zu retten. Warum können wir nicht umgehend Schiffe der deutschen Küstenwache ins Mittelmeer entsenden? Hierfür müssten wir doch Kapazitäten haben! Und müssen wir an die Ursachen ran! Da wir nur sehr langfristig auf bessere Lebensumstände in den Herkunftsländern hoffen können, brauchen wir letztendlich legale Möglichkeiten der Zuwanderung. Wenn es die gäbe, würden sicher viele von einer lebensgefährlichen Reise absehen. Mit einem Einwanderungsgesetz könnten wir viel besser steuern, wer wann wohin kommt, statt Kommunen die akuten Probleme ausbaden zu lassen. Wir könnten Menschen bei uns eine zweite Chance geben, die wir wegen Überalterung und Fachkräftemangel unbedingt brauchen. Viel organisierter und behutsamer wäre dann auch die Integration möglich. Es ist nicht nur unsere moralische Pflicht zu helfen – sondern in unserem eigenen Interesse.

 

Herzlich,

Ihre Valerie Wilms

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