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Heimat gibt es nicht nur hier

Abgeordnetenwort für Uetersener Nachrichten Heimat ist für jeden etwas anderes. Viele, die jetzt in der Not zu uns kommen, würden so schnell wie nur irgend möglich zurück kehren – wenn sie nur könnten. So lange sie das nicht können, verdienen sie Respekt und Menschenwürde.

01.11.14 –

Abgeordnetenwort für Uetersener Nachrichten

Liebe Leserin, lieber Leser,

seit Jahren kennen wir die Bilder aus Italien, wenn wieder ein Schiff mit Flüchtlingen gesunken ist. Und seit Jahren kennen wir ebenfalls die Bilder vom Bürgerkrieg in Syrien. Aber erst jetzt scheinen manche tatsächlich zu realisieren, dass dies auch Auswirkungen auf unser Leben hier in Schleswig-Holstein haben kann. Es stimmt: Wir werden die Probleme vieler Länder Afrikas und des Nahen Ostens nicht hier lösen können. Aber wir können auch nicht so tun, als ob wir mit dem Leid dort nichts zu tun haben. Das Mindeste ist eine menschenwürdige Behandlung derer, die den Katastrophen entronnen und bei uns gelandet sind. Es ist eine Schande, dass es welche gibt, denen eine menschenwürdige Behandlung schon zu viel ist. Ein Pamphlet in Briefkästen meiner Heimatstadt Wedel hat mich da besonders erschüttert. Es strotzte vor Pauschalurteilen, stellte haarsträubende Behauptungen auf – und es fehlte jegliches Mitgefühl. Deswegen kann ich es nur wiederholen: Flüchtlinge kommen nicht zu uns, weil es bei uns so toll ist, sondern weil das Leben in ihrer Heimat wegen Krieg und Hunger unmöglich geworden ist. Sie riskieren ihr Leben und lassen alles zurück. Das macht niemand einfach mal so, um hier in einer Flüchtlingsunterkunft zu landen, nicht arbeiten zu dürfen und jahrelang nicht zu wissen, wie es weiter geht.

Wenn wir heute hier von Heimat reden, denken viele an unser schönes Schleswig-Holstein, an unsere Küsten und Inseln, an einen Schnack mit dem Nachbarn oder leckere Fischbrötchen an der Elbe. Aber Heimat ist eben mehr und vor allem für jeden etwas anderes: Es ist der Ort, an dem man sich zu Hause fühlt, wo man sich auskennt und mit denen zusammen sein kann, die einem wichtig sind. Für die meisten Flüchtlinge, die zu uns kommen, ist das nicht Schleswig-Holstein. Deswegen sollten wir immer daran denken: Heimat gibt es nicht nur hier. Viele, die jetzt in der Not zu uns kommen, würden so schnell wie nur irgend möglich zurück kehren – wenn sie nur könnten. So lange sie das nicht können, verdienen sie Respekt und Menschenwürde.

Herzlich,

Ihre Valerie Wilms

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