

10.11.11 –
Wedel-Schulauer Tageblatt vom 10. November 2011
WEDEL. Sie hat Wedels Grüne in  die  Kooperation mit der CDU geführt, ein Jahr später wurde sie in den   Bundestags gewählt und hat sich Schritt für Schritt aus der   Kommunalpolitik verabschiedet, weiter zwei Jahre darauf war das Bündnis   Geschichte:  Der Name der Wedeler Bundestagsabgeordneten Valerie Wilms   ist untrennbar verknüpft mit dem Experiment Schwarz-Grün in der   Rolandstadt. Zu dessen Scheitern hat sie bislang geschwiegen. Also hat   Tageblatt-Redakteur Oliver Gabriel  Fragen gestellt  - nach ihrer   Bilanz,  nach ihrem Teil der Verantwortung für das Bündnis-Ende und   welche schwarzen Kröten denn geschluckt werden mussten.  Hier die   Antworten von Wilms.
Frau Wilms, worin sehen Sie die Gründe für das Scheitern der schwarzgrünen Kooperation in Wedel?
Valerie Wilms: Der Kooperationsvertrag ist ohne Mehrheit nicht mehr umsetzbar. Die Kooperation hat aber dazu geführt, dass sich beide Partner zugehört haben. Sie kennen nicht nur die Beweggründe des anderen, sondern haben gelernt, sie zu akzeptieren. Nie zuvor fanden grüne Positionen in Wedel so deutlich Gehör und wurden bei den Entscheidungen mit berücksichtigt.
Sie waren gemeinsam mit dem verstorbenen CDU-Fraktionsvorsitzenden Peter Meier Architektin der Kooperation. Die begann zu bröckeln, als Sie sich aus der Lokalpolitik verabschiedet haben. Wie viel Verantwortung tragen Sie persönlich an dem Scheitern des Bündnisses?
Die gute Zusammenarbeit hängt immer auch von den handelnden Köpfen ab. Wenn die mit Scheuklappen an eine Aufgabe herangehen, kommt selten etwas Vernünftiges dabei heraus. Das haben wir nach der Kommunalwahl 2008 erkannt und die bisherigen Befindlichkeiten überwunden. Sicherlich ist ein Verlust der wesentlichen Köpfe eines Bündnisses nicht so einfach aufzufangen. Vertrauen muss dann erst wieder wachsen. Ich bin 2009 in den Bundestag gewählt worden und wollte gerne auch in der Kommunalpolitik bleiben, weil ich hier gewählt bin und damit auch ein Versprechen für eine volle Wahlperiode gegeben habe. Ich musste aber feststellen, dass beides schon rein zeitlich nicht zusammen ging. Deswegen musste ich mich zwangsläufig aus der Fraktionsarbeit im Kreis und in Wedel sukzessive zurückzuziehen.
Mit  Hellmut Metz und Hüseyin Inak haben Ratsherren der  Wahlperiode vor der  Ära der Fraktionschefin Wilms maßgeblich den  Bündnisbruch forciert.   Sprechen Sie noch mit denen? Wie beurteilen Sie  deren Verhalten?
Ich  möchte niemanden beurteilen, vor  allem nicht über die Presse. Das  politische Handeln einer Fraktion wird  nicht von einzelnen Personen  bestimmt, sondern vom gesamten Team.  Jeder der hier mitarbeitet, muss  aber für sich selbst entscheiden  welchen Stellenwert die Wählerinnen und  Wähler und die Partei haben,  für die man das politische Mandat  wahrnimmt.
Drei Jahre Schwarz-Grün - Erfolgsbilanz oder Chronik des Scheiterns?
Wir haben wesentliche Teile unseres Programms umsetzen können. Ich denke hier an die Stärkung der Integrationsarbeit unter anderem mit der Schaffung einer Beraterstelle bei der Volkshochschule. Auch die endgültige Aufgabe der Südumgehung und die deutliche Stärkung der Bürgerbeteiligung gehören dazu. Mündige Bürger in den Vordergrund zu bringen ist ein urgrünes Projekt moderner Partizipation. Mit der CDU als Partner, konnte diese Modernisierung Wedeler Politik endlich Realität werden. Die CDU war bereit, sich mit uns offen mit den Interessen der Menschen in Wedel auseinander zu setzen und nicht mehr hinter Fachkommissionen oder Wettbewerben zu verstecken. So hat mir politische Arbeit für Wedel Spaß gemacht und Erfolge gebracht.
Nun haben die Grünen unter Ihrer Leitung aber doch auch den von 2600 Wedelern unterschriebenen Einwohnerantrag Gesamtverkehrskonzept statt Nordumfahrung abgelehnt, wollten eine Planungswerkstatt für die Aktualisierung des Verkehrsentwicklungsplans nicht mittragen und sind bei einer möglichen Beteiligung an einem Kohlekraftwerk mitgegangen. Was war das? Schwarzen Kröten, die Sie geschluckt haben, oder der neue Grünton Ihrer Fraktion?
Welche schwarzen Kröten? Wir Grünen  haben doch eine  Planungswerkstatt bei der CDU durchgesetzt und die  Wedelerinnen und  Wedeler in die Lösungsfindung für die Nordumfahrung  eingebunden. Das  hat nach Anfangsschwierigkeiten auch ganz gut geklappt.  Im  Abschlussbericht der Planungswerkstatt wurden eine Reihe von  Hinweisen  gegeben. Die Bürgerinnen und Bürger fanden vor allem  Lärmschutz und  Schulwegsicherung wichtig. Wir dürfen aber nicht nur die  Interessen  Einzelner im Auge haben. Wir haben eine Verantwortung allen  Menschen in  Wedel gegenüber und müssen für angemessene  Lebensverhältnisse sorgen,  also auch für die Bewohnerinnen und Bewohner  der Altstadt an der  jetzigen Bundesstraße.
Sicherlich ist es  grundsätzlich sinnvoll,  ein Gesamtverkehrskonzept für Wedel in einer  Planungswerkstatt mit  allen Interessierten zu erarbeiten. Der SPD-Antrag  dazu war zu dem  Zeitpunkt leider nichts anderes als  Verhinderungstaktik, so dass wir  uns enthalten haben. Gerade die SPD war  bis dahin unkonstruktiv und hat  Planungswerkstätten abgelehnt.
Beim  Kohlekraftwerk wollten die  Grünen keine Beteiligung. Der Vorschlag war  aber schon so weit  ausgearbeitet, dass der Grundsatzbeschluss nicht mehr  verhindert werden  konnte. Im Kooperationsvertrag steht aber, dass vor  einer endgültigen  Bauentscheidung ein eigenes Gutachten auf der Basis  aktueller  Kalkulationsdaten eingeholt wird. Die Daten sind vom  Projektträger aber  nie geliefert worden, so dass der jetzt beschlossene  Projektausstieg  konsequent im Sinne des Kooperationsvertrages ist.   
Würden Sie wieder mit den Schwarzen zusammengehen?
Mit der schwarz-grünen Kooperation haben wir Grünen und auch unser Kooperationspartner einen Schritt gemacht, um das bisherige Lagerdenken in der Stadt zu überwinden. Das ist den handelnden Personen erfolgreich gelungen. Alle können jetzt über die notwendigen sachpolitischen Entscheidungen miteinander reden und die jeweiligen Positionen und Befindlichkeiten verstehen. So kann Kommunalpolitik viel für die Menschen in der Stadt erreichen. In Zukunft müssen aber andere entscheiden.
Wie sehen sie die Zukunft der Grünen in Wedel? Was raten Sie den Mandatsträgern?
Ich halte es nicht für den richtigen Weg, über die Presse Empfehlungen zu geben. Die Menschen wollen politische Lösungen sehen und keine Kämpfe von politischen Selbstdarstellern. Die Menschen sind bereit, sich politisch zu engagieren, ohne die abschreckend wirkenden parteipolitischen Rituale. Wenn dieser Weg in der Kommunalpolitik in Wedel weiter gegangen wird, dann kann es gelingen, viele Menschen wieder aktiv in die Politik einzubinden.
Hand aufs Herz: Was werden die Wähler den Grünen ihrer Einschätzung nach eher übel nehmen - den Bruch mit der CDU oder die Tatsache, dass sie das Bündnis überhaupt eingegangen sind?
Entscheidend wird bei der nächsten Kommunalwahl sein, was wirklich für Wedel erreicht worden ist. Die Erfahrungen - vor allem in der Nachbarstadt Hamburg - zeigen, dass die Wählerinnen und Wähler vor allem Verlässlichkeit wünschen und honorieren.
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