Rede auf dem Kleinen Parteitag am 24.02.2007

Rede zur Einbringung des Antrags "Vorfahrt für klimafreundliche und saubere Autos" von Valerie Wilms, Karl-Martin Hentschel, Detlef Matthiessen, Marlies Fritzen et al. auf dem Kleinen Parteitag von Bündnis 90/Die Grünen in Schleswig-Holstein am 24.02.2007 in Kiel. Hier finden Sie den einstimmig beschlossenen Antrag!

24.02.07 –

Liebe Freundinnen und Freunde,

Vorfahrt für saubere und klimafreundliche Autos ist der Titel und die Botschaft unseres Antrags.

Die Autoindustrie hat bislang die Zeichen der Zeit nur eingeschränkt erkannt.

Die europäischen Autohersteller hatten sich verpflichtet, bis 2008 den CO2-Ausstoss ihrer Neufahrzeuge auf 140 g pro gefahrenen Kilometer zu senken. In Europa ist dabei durchaus einiges passiert. Die italienischen und französischen Autobauer haben sich das zu Herzen genommen und erreichen diese Anforderungen schon heute oder schaffen es noch rechtzeitig.

Aber was ist hier bei unseren innovativen deutschen Herstellern los? Audi schafft nur gerade 179 g, BMW und Mercedes liegen bei um die 190 g und auch VW, Ford oder Opel schaffen auch nur um die 160 g.


Ziel verfehlt können wir dazu nur sagen.

Und das, obwohl es doch immer wieder heißt „Vorsprung durch Technik“! Und die deutschen Ingenieurinnen und Ingenieure, auch ich bin ja eine, haben wirklich gute Ideen.

Schauen wir dazu kurz über die Landesgrenze nach Süden. Dort laufen sehr erfolgreich neun emissionsfreie Brennstoffzellenbusse aus heimischer Produktion mit Elektroantrieb im Linienbetrieb, und es werden immer mehr.

Die deutsche Industrie hat die Innovationskraft. Hier wurde das Auto erfunden, die Lambda-Sonde und der Rußpartikelfilter für saubere Autos und die moderne elektrische Antriebstechnik für Bahnen. Und elektrische Antriebskonzepte für Autos wie z. B. die Hybrid-Technik liegen in den Schubladen.

Doch was wird daraus gemacht, liebe Freundinnen und Freunde?
Angeblich haben wir Kunden den Wunsch nach großen und starken Autos. Wollen wir jetzt auf der Straße zur Jagd blasen mit dem Blechboliden?

Beim Rußfilter für die verbrauchsgünstigen Dieselmotoren hat die deutsche Autoindustrie auch leider nur sehr zögerlich reagiert. So sparsam wie der Dieselmotor ist, so dreckig ist er leider auch durch die krebserzeugenden Rußpartikel. Und hierfür gibt es seit über 10 Jahren eine Lösung.

Konsequent eingesetzt wird sie nur im Ausland. Die Franzosen machen uns seit Jahren vor, wie es sauber für die Umwelt und klimaschonend geht. Hier suggerieren uns die Marketingexperten, dass die Kunden die Partikelfilter nicht wollen. Und bieten dann eine Schmalspurlösung an, die keine richtige Filterwirkung hat, wie uns die Fernsehtester am neuen Smart eindrucksvoll bewiesen haben.

Wollen wir wirklich nicht die wenigen Euro mehr bezahlen für eine saubere Umwelt?

Diese Diskussion erinnert mich an das Verhalten bei der Einführung des Katalysators. Wir Kunden haben sehr schnell dafür gesorgt, dass die anfänglichen Billiglösungen verschwanden. Und jetzt haben diese richtig Probleme:
In die neuen Umweltzonen in unseren Städten dürfen diese Billiglösungen nicht mehr hinein!

Liebe Freundinnen und Freunde.
Wir wollen nicht immer zurückbleiben, nur weil den Marktstrategen eine nachhaltige Entwicklung nicht ins Konzept für einen schnellen Erfolg passt?

Diese Zeiten sind nach diesem Nicht-Winter vorbei. Der Klimawandel ist nicht mehr nur eine hehre Diskussion unter Wissenschaftlern. Wir merken ihn endlich selber.

Die Bedrohung durch den Klimawandel, die Ökologische Energiewende, eine andere Verkehrs- und Technologiepolitik, das sind die zentralen, die strategischen Herausforderungen, die vor uns liegen.

Die Energiewende, bevor sie physikalisch stattfindet, muss zuerst in den Köpfen anfangen.


Es geht auch um Symbole, es geht um gute Beispiele. Die öffentliche Hand hat hier eine Vorbildfunktion.

Darum fordern wir die Landesregierung und den Landtag als große Flottenbetreiber auf, endlich ihre Markmacht für den Klimaschutz einzusetzen:

  1. Nutzen sie schon heute im Fuhrpark nur noch Autos, die die von der Autoindustrie selbst zugesagten 140 g CO2-Emission einhalten und als Diesel auch einen echten Rußfilter haben. Und diese Autos gibt es heute schon auf dem Markt! Allen voran bei den Japanern, die die moderne Hybridtechnik zur Serienreife gebracht haben.
    Der Toyota Prius ist so ein Beispiel oder der Honda Civic aber auch der VW Polo Blue Motion.

  2. Lassen sie sich als Werbeträger nur nutzen für Autos, die keine Klima- und Umweltsünder sind.

  3. Seien sie praktische Vorbilder auch im Klima- und Umweltschutz, und nicht nur in Schönwetterreden. Wecken sie damit unsere Autoindustrie auf. Nur mit Innovation in Technologie und Marketing bleiben uns die Arbeitsplätze langfristig erhalten.


Nutzen auch wir als Verbraucher die Regeln unserer sozialen Marktwirtschaft.
Zeigen wir der deutschen Autoindustrie, dass sie ihre Kunden ernst nehmen soll.

Liebe Freundinnen und Freunde.
Darum erbitten wir Eure Zustimmung zu unserem Antrag.

Je mehr Verbraucher sich diesem Appell anschließen, umso wirkungsvoller wird er. Und da denken wir auch an unsere Kommunen und die Dienstwagenfuhrparks in den Firmen.

Vielen Dank für Eure Unterstützung.

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