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24.04.14 –
Die bündnisgrüne Bundestagsabgeordnete Valerie Wilms besuchte am 16. April 2014 den Hafen Magdeburg. Ziel war es sich mit dem Geschäftsführer der Magdeburger Hafen GmbH, Karl-Heinz Ehrhardt über die aktuelle Situation der Binnenhäfen und der Binnenschifffahrt auszutauschen. Begleitet wurde sie vom bündnisgrünen Landtagsabgeordenten Olaf Meister MdL, dem Referenten der Landtagsfraktion für Wirtschaft, Verkehr und Energie, Steffen Ebert und vom Stadtratskandidaten und Logistikexperten Tom Assmann.
Das klassische Hafengeschäft allein reicht nicht mehr aus
Binnenhäfen sind durch ihre Trimodalität natürliche Güterverkehrszentren. Dafür gibt es in Magdeburg ideale Voraussetzungen. Deshalb soll der Hafen als Drehscheibe in Mitteldeutschland etabliert werden und soll zu dem von der zunehmenden Produktion in und den Transporten nach Osteuropa profitieren. Verbindungen wurden hier bereits zum Hafen in Stettin geknüpft.
Ein gutes Beispiel für die Drehscheibenfunktion für die Region ist die Teilansiedlung der in Halle (Saale) aktiven Schwenk AG, die mit zwei Silos den Magdeburger Hafen nutzt. Insgesamt stehen für Neuansiedlungen 15 ha freie Flächen direkt im Hafen zur Verfügung.
In der Einschätzung der Hafensituation wäre aus Sicht Ehrhardts eine Konzentration auf die bedeutendsten Hafenstandort Sachsen-Anhalts sinnvoll. Man müsse die wirtschaftlichen Realitäten akzeptieren und nicht an jahrzehntealten Konzepten festhalten, die sich nicht bewährt haben. Hier ist mehr politischer Mut gefragt und nicht eine Förderung nach dem Gießkanneprinzip. Die Überarbeitung des Logistikkonzeptes Sachsen-Anhalt böte dafür die Chance.
Greenport – best Practice
Der gesellschaftliche Auftrag für mehr Nachhaltigkeit in der Wirtschaft macht auch vor dem Hafen nicht halt. Hier stellt man sich dieser Herausforderung mit konkreten Projekten. So wurde für den Rangierdienst im Hafen die Hybridlok BR 1001 mit einem Plug-In für die direkte Aufladung aus dem Windrad angeschafft. Die Stromversorgung des Hanse-Terminals erfolgt vollständig aus Ökostrom. Ein Beitrag zu weniger CO2 und Luftschadstoffen ist die Verpflichtung für alle Binnenschiffe statt ihren eigenen Aggregaten Landstrom zu nehmen. Gestartet wird die Aktion am 01. Mai diesen Jahres. Im ersten Jahr erleichtert der Magdeburger Hafen den Umstieg und gibt den Strom kostenlos. Danach werden die Schiffe mit einer Pauschale an den Kosten beteiligt. Dies soll unbürokratisch geregelt werden. Weiter im Plan ist die Errichtung einer Windtankstelle. Als Beitrag für die Minderung des Schadstoffausstoßes in der Innenstadt wird die Möglichkeit geschaffen, elektrischgetriebene Kleinlaster der City-Logistik hier aufzuladen. Der Start ist für 2015 geplant. Aber auch die eigene Dienstwagenflotte soll schrittweise umgebaut werden. Den Anfang soll ein VW eUP machen. Es wäre wünschenswert, wenn dieses gute Beispiel mehr Würdigung erfahren würde, ganz im Sinne von „Best practice“. Diese ökologische Ausrichtung des Hafens soll zukünftig konsequent fortgesetzt werden. Weitere Ziele sind: die erfolgreiche Ansiedlungspolitik fortzusetzen, die Produktivität zu steigern und den Hafen weiter als Hinterlanddrehscheibe für die Seehäfen auszubauen.
Dissens beim Buhneneinbau
Beim offenen Gedankenaustausch ging es auch um den nachhaltigsten Wasserweg nach Norden. Neben der Mittelelbe steht mit dem Elbe-Seiten-Kanal eine Alternative zur Verfügung. Diese Alternative wird in Zukunft öfter gebraucht. Die gewünschte Wassertiefe der Elbe von 1,60 m an 345 Tagen wird zukünftig wohl immer weniger zur Verfügung stehen. Aktuell droht auch ein längeres Niedrigwasser, da durch den milden Winter kaum Schmelzwasser aus den Mittelgebirgen kommt.
Aus Sicht des Geschäftsführers des Magdeburger Hafens sollte neben dem Neubau der Schleuse Scharnebeck auch die Engstelle in der Elbe bei Dömitz durch den Einbau von Buhnen beseitigt werden. Die derzeitige Praxis des ständigen Ausbaggerns sei nur eine halbherzige Lösung. Beim Neubau der Schleuse Scharnebeck konnte Valerie Wilms Zustimmung signalisieren. Strikt wandte sie sich gegen den Ausbau der Elbe. Den Einbau von Buhne hält sie für nicht für verantwortbar. Die Elbe muss als naturnaher Fluss erhalten bleiben, die Schiffe müssen sich dann an die Gegebenheiten anpassen.
Durch die neue Niedrigwasserschleusenwurde der Magdeburger Hafen unabhängig vom Wasserstand der Elbe, da im Hafen damit eine Wassertiefe von 4 m garantiert wird.
Hochwasser 2013 ging auch am Hafen nicht spurlos vorbei
Auch wenn die sichtbaren Schäden der Überflutung größtenteils beseitigt sind, gibt es noch viel zu tun. Einer der größten Schäden, die Unterspülung ganzer Kaimauerabschnitte ist nicht sichtbar. Aus Sicht des Hafenchefs ist es ein Webfehler der Hochwasserhilfe, dass nur Gelder für die Schadensbeseitigung ausgegeben werden darf. Hilfreich wäre es, wenn mindestens ein Teil der Gelder für die Vorsorge ausgegeben werden könnte. Der Magdeburger Hafen wäre so in der Lage Fördergelder für die Errichtung einer mobilen Flutschutzmauer einzusetzen. Dies käme auch dem Stadtteil Rothensee zu gute.
Karl-Heinz Ehrhardt bedankte sich zum Abschluss für das konstruktive Gespräch bei seinen Gästen. Umgekehrt hat die bündnisgrüne Delegation viele Informationen und Eindrücke mitgenommen. Für die Zukunft möchte man im Kontakt bleiben.
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