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18.12.11 –
berlin-report Dezember 2011
Am 1. Januar geht es los: Über 25 Meter lange LKWs werden über schleswig-holsteinische Straßen rollen. Da die Sache sehr umstritten ist, hat das Bundesverkehrsministerium einen kleinen Trick genutzt: Die Riesenlaster sollen nur fünf Jahre lang als Feldversuch auf bestimmten Straßen fahren. Das klingt eher nach harmloser Umfrage als nach mehr LKW-Verkehr. Die Realität sieht weit unangenehmer aus. Jeder weiß, was mit Regeln passiert, die einmal da sind: Sie bleiben ewig, auch wenn schon lange nicht mehr klar ist, warum sie irgendwann einmal eingeführt wurden. Selbst kleinste und schwer zu begründende Vorteile werden bis zum Letzten verteidigt.
Das Kalkül des Gigaliner-Befürworter geht genau in diese Richtung: Fährt der Riesenlaster erst mal auf ein paar Strecken in einigen Ländern, wird die Lobby massiv für die Ausweitung auf das gesamte Bundesgebiet und alle Straßen eintreten. Schließlich wird es um die Lademenge gehen, die jetzt noch auf 44 Tonnen – und damit das Gewicht kürzerer LKWs – beschränkt ist. Irgendwann werden LKWs mit bis zu 60 Tonnen nicht nur auf der rechten Autobahnspur stehen, sondern sich auch durch Ortschaften quälen und in Kreisverkehren hängen bleiben.
Viele Menschen ärgern sich darüber, vor allem, weil LKWs die Straßen verstopfen und es ihnen unheimlich ist, sie auf engen Spuren überholen zu müssen. Ich kann das nachvollziehen. Als Verkehrspolitikerin habe ich aber besonders die falsche Wirkung im Blick: Mit Gigalinern wird der Transport auf der Straße gegenüber der Schiene noch billiger. Das klimaschädlichste Transportmittel wird gefördert und erhöht damit den Konkurrenzdruck. Der heute noch geringe Vorteil des Langstreckentransports auf der Schiene gerät vor allem durch die übergroßen LKWs immer mehr in Bedrängnis. Hinzu kommen die Folgen für den Erhalt der Straßen: Das Geld reicht schon heute nicht. Größere – und später auch schwerere LKWs – lassen Brücken und Straßen jedoch noch viel schneller verschleißen. Diese Kosten hat die Allgemeinheit zu tragen. Das hat nichts mit nachhaltiger Verkehrspolitik zu tun.
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